Marianne Sydow
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September 2006

Stichpunkt Chancengleichheit

Gerade haben wir hier draußen auf dem Lande nach langem Warten DSL gekriegt - die langsame Variante, zu weitaus höheren Gebühren, als wir sie in einem der Ballungsräume zu zahlen hätten. Immerhin: es ist ein riesengroßer Fortschritt! Daß meine Doublettenlisten noch immer so wenig Preise enthalten, liegt ja nur daran, daß mich die Preis-Recherchen im Internet ohne DSL echt teuer zu stehen kamen.

In der Stadt wäre das alles günstiger. Aber so ist das eben: Ich lebe nun mal in einer sogenannten strukturschwachen Gegend. Manchmal habe ich den Eindruck, daß die Politiker die Bewohner solcher Gebiete absichtlich am steifen Arm verhungern lassen.

Nicht genug mit dem DSL (das wir jetzt haben - das langsame): wir haben immer noch keinen Zugang zum Kabelnetz. Zweisprachige Sendungen werden aber nur übers Kabel verbreitet, nicht über Satellit (angeblich wegen der Rechte). Ich würde aber gerne mal meine Sprachkenntnisse anhand zweisprachiger Filme ein bißchen aufpolieren. Und zwar nicht über teuer bezahlte DVDs, sondern übers öffentlich rechtliche Fernsehen. Schließlich zahle ich doch Gebühren dafür! Wie steht´s also mit dem Recht auf Information und Bildung? Gilt das hier draußen nicht?

Und wie ist es sonst um die Chancengleichheit bestellt?

Wir haben so gut wie gar keinen öffentlichen Nahverkehr, sind also aufs Auto angewiesen, werden von den wenigen Tankstellen abgezockt und dürfen bei katastrophalen Straßenverhältnissen dieselben Steuern zahlen wie die Leute in der Stadt.

Am schlimmsten ist das Fehlen von Bussen und Bahnen sicher für die Kinder und die Jugendlichen. Ohne die Hilfe der Eltern oder älterer Freunde kommen sie kaum aus dem Ort heraus. Einfach mal in den Bus steigen, in die nächste Stadt fahren, ins Kino gehn, in die Disco oder irgendwohin, wo man neue Leute kennenlernt - Fehlanzeige. Früher gab´s hier sogar einen Bahnhof, aber die Bahn hat man schon vor langer Zeit weggespart. Regelmäßiger Busverkehr rentiert sich hier draußen nicht. Und rentieren muß sich heute einfach alles.

Und was kommt dabei raus? Es tun sich Lücken auf, die andere nutzen. Auf der Heimfahrt sah ich neulich einen Kleinbus vor mir: "Freizeitservice" für Jugendliche, organisiert von einer rechten Partei.


Ihr da oben, wacht endlich auf!!!


Wie das Schicksal so spielt: gerade wurde ein neues Anti-Diskriminierungs-Gesetz verabschiedet. Folgender Zusatz fehlte:


Niemand darf wegen seines Wohnortes benachteiligt werden - z.B. indem man ihn in überhöhtem Maße abkassiert sowie in seiner Bewegungsfreiheit und in seinem Recht auf Bildung und Information einschränkt.




Herbst 2005:

Seit dem letzten Update vom 12.10.04 ist eine Menge Zeit vergangen. Ich habe in dieser ganzen Zeit nichts in diese Seite geschrieben - nicht, weil es da nichts gegeben hätte, sondern weil ich angesichts dieser ungeheuren Berge von Material einfach nicht mehr wußte, wo ich anfangen sollte. Ich war total überfordert. So viel politische Inkompetenz, ein solches Durcheinander, ein solcher Haufen Bockmist - was soll man dazu noch sagen?

Jetzt sind unsere Herren und Damen Politiker sowieso erstmal hinreichend damit beschäftigt, sich aus wahlstrategischen Gründen gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Daß wir eine handfeste Wirtschaftskrise haben und ungebremst in eine galoppierende Inflation hineinsteuern - was kümmert sie das? Immer her mit den Millionen für einen Wahlkampf, den es (wenn noch irgend jemand die Verfassung ernstnähme) eigentlich gar nicht geben dürfte.

Woher kommt das Geld? Na, woher wohl? Ökosteuer - ist doch was Feines. Wer mit dem Auto fährt, ist sowieso ein verantwortungsloses Umweltschwein, nicht wahr? Was tut´s, daß es Gegenden gibt, in denen unser lieber Staat alle Nahverkehrsmittel weggeknausert hat, so daß die Leute aufs Auto angewiesen sind?

Ich lebe in einem Dorf, in dem es keinen einzigen Laden gibt. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist 8 km entfernt, Bundesstraße, dank Maut jetzt stark von Lastern befahren. Radfahren mit Einkaufstaschen ist lebensgefährlich, selbst bei gutem Wetter. Es verkehren drei Busse am Tag - Schulbusse. Morgens fährt einer rein in die Stadt, mittags und nachmittags kommt man wieder raus. Natürlich nur, wenn Schule ist. Die nächste Bahnstation ist 25 km entfernt. Dort fährt überhaupt kein Bus hin. Wer hier kein Auto hat, kann sich in die Kiste legen und den Deckel über sich zuziehen. Und das ist ja nicht nur hier so!

Wir Landbewohner müssen mit dem Auto fahren. Also müssen wir Benzin kaufen. Mit dem Benzin zahlen wir krachende Mengen Öko-Steuer. Mit der Öko-Steuer finanzieren wir das lustige Leben der Politiker, die uns diese Scheiße angerührt haben. Das ist doch pervers!

Zusatz im Dezember 2005:

Was hab ich gesagt? Schröder ist weg, Merkel ist dran.

Ich glaube nicht, daß die Mehrheit derer, die die CDU - und damit indirekt die Merkel - gewählt haben, unbedingt Frau Merkel wollten. Die meisten wollten diesmal sicher bloß den Schröder loswerden. Und was macht er, der Schröder, jetzt, wo er sich nicht mehr in der Macht suhlen kann? Den Abgang macht er, steht keineswegs gerade für das, was er getan hat. Stiehlt sich davon, und weg ist er. Und in ein paar Jahren wird´s die Merkel genauso machen. Und in der Zwischenzeit gehen unser Land und unsere Gesellschaft weiter vor die Hunde. Abwärts, Freunde. Nächstes Stockwerk: Postindustrielles Zeitalter.


Grundsatz aus der Chaostheorie: Selbstähnlichkeit. Alles wiederholt sich und ist trotzdem jedesmal anders. Aber Ärger wird´s geben, so oder so. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, und die Zahl der Armen wächst. Irgendwann sind es dann so viele, daß sie die Mehrheit bilden. Dann wird irgend etwas geschehen.

(©) by Marianne Sydow, 12.9.2006

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