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Die Brücke
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(Bild Nr. 019)
Fremde Welten
 

Eine fremde Lebensform auf einem Planeten des Friedens. Niemals gab es hier Krieg, niemals Gewalt, niemals Streit. Die Evolution nahm eine Abkürzung, verzichtete auf das Durcheinander der Arten.

Nur eine einzige Art von Leben.

Ein Idealzustand?

Hören wir zu!


 
 


Dies ist der größte, der glücklichste, aber auch der tragischste Moment in meinem Leben.

Seit Jahrmillionen existiere ich, wachse ich, entwickle ich mich. Ich habe Intelligenz erlangt und meine Welt erblickt, und eines Tages sah ich ihn, den anderen, und ich wußte: es gab nur noch ihn und mich.

Einst waren wir viele, und immer hatten wir nur ein einziges Ziel: zu verschmelzen, eins miteinander zu werden.

Ich denke zurück an die Unschuld der Kleinen, die am Anfang waren, mit denen alles begann, die einzeln in dieser Welt lebten, arglos und unwissend, jedes für sich, winzig und verletzbar, klein und zart.

Ich denke an den Ruf, den sie eines Tages vernahmen, an den Impuls, der sie traf und ihnen den Trieb eingab, sich zu versammeln, zusammenzuströmen, sich aufzugeben in einem Wesen, das alles war, was sie in ihrer Gesamtheit darstellten, und vieles, was weit darüber hinausging.

Das sich wiederum zerstreute in viele Kleine.

Und wieder gingen sie ihrer Wege, jedes für sich, und sie wuchsen, bis sie erneut in einem ekstatischen Aufwallen zusammenströmten und die Großen bildeten, die sich aufrichteten, dem Licht entgegenstrebten und reiften, um erneut zu zerfallen - wie Wellen, die ans Ufer schlagen, eine Generation nach der anderen.

Die Kleinen wurden immmer zahlreicher, und die Großen wurden riesig, und wo ihre Lebensbereiche sich einander näherten, sich überlappten, da sogen sie sich in der Ekstase der Verschmelzung gegenseitig auf.

Bald gab es nur noch wenige von ihnen, aber diese wenigen waren gigantisch.

Jetzt sind wir nur noch zwei - der andere und ich. Wir haben den Ruf vernommen. Er beherrscht unser Denken. Wir können nicht widerstehen.

Wir haben uns bis an den Rand dieses Abgrunds einander genähert. Ich strecke mich dem anderen entgegen. Der andere streckt sich mir entgegen. Zwei Arme, die aufeinander zuwachsen. Nur noch eine kurze Weile, dann werden wir uns berühren, verschmelzen, eins werden.

Dieses eine wird allein sein auf dieser Welt. Es wird alles sein, was wir je waren.

Aber dieses EINE wird sich nicht mehr zerstreuen. Es ist kein Platz mehr auf dieser Welt. Es wird sich nicht mehr erneuern, nicht mehr weiterentwickeln. Es wird in sich verharren - eine gigantische Schicht wogenden Lebens, die diesen ganzen Planeten bedeckt, vom Licht der Sonne genährt und erhalten, darauf wartend, daß irgend etwas diese Phase seiner Existenz beendet.

Was wird aus ihm?

Was wird aus UNS - MIR und dem ANDEREN?


Es wäre besser, nicht zu verschmelzen, zurückzugehen, die Einheit aufzugeben, zu zerfallen.

Aber das können wir nicht.



Hier sind wir. Nur noch einen kleinen Moment von der endgültigen, letzten Vereinigung entfernt...


(©) Marianne Sydow, 14.2.2009

   

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