Heinz-Jürgen Ehrig

Biografie

Als langjähriger Sammler und Fan von SF, Utopie und Phantastik
möchte ich mich für diejenigen, die mich nicht persönlich kennen,
erst einmal selbst vorstellen.

Ich wurde 1942 geboren und 1948 eingeschult. Ganz gegen meine
ursprünglichen Befürchtungen lernte ich sehr schnell lesen und ent-wickelte meine erste und größte Sucht - die Lesewut. Bald las ich alles, was mir unter die Augen kam. Dabei war kein Text vor mir sicher, ob es "Literatur-Literatur" aus der Volksbibliothek oder
"Schundliteratur" aus der Leihbücherei oder vom Schmöker-r-händler war. Ich las einfach alles nach dem Motto: Hauptsache viel und schnell. Diese Lesewut hält bis heute an - ohne Buch bin ich nur ein halber Mensch.

Nachdem ich von 1949 bis 1954 unter anderem vermutlich alle Heftromane der Nachkriegszeit gelesen hatte, stieß ich im Mai 1954 auf das Heft 7 der Utopia-Kleinbände mit einem Abenteuer von "Jim Parker". Sofort begann ich damit, die bisher erschienenen Hefte dieser Serie zusammenzukaufen. Dies war der Beginn meiner seither andauernden Liebe zum utopisch-phantastischen Genre.

Sofort nachdem ich von der Gründung des "Science Fiction Club Deutschland e.V." (SFCD) gelesen hatte, schrieb ich an Walter Ernsting und fragte an, ob ich als 13jähriger Mitglied in diesem Verein werden könne. Nach seiner positiven Antwort wurde ich
Mitglied Nr. 250 des SFCD. Später war ich zeitweise 1. Vorsitzender und bin seit einigen Jahren Ehrenmitglied des Vereins.

Obwohl ich wußte, daß es in Berlin einen eigenständigen Verein gab, wurde ich erst im Jahre 1962 Mitglied des "Science Fiction Club Berlin" (SFCB). Seither habe ich nur wenige der Treffen versäumt, kein Wunder, bin ich doch schon wieder und noch immer der 1. Vorsitzende des SFCB.

Während des Heicon, des ersten und einzigen Science-Fiction--Weltcons auf deutschem Boden im Jahre 1970 in Heidelberg, traf ich mehr zufällig sechs andere SF-Fans aus dem deutschen Sprachraum, die wie auch ich gleichzeitig Comic-Fans waren. So gründeten wir während des Heicon die "Interessengemeinschaft Comic Strip e.V." (INCOS). Auch hier hatte ich lange Zeit Vorstandsposten inne und bin als Ehrenmitglied der INCOS dem Verein noch heute eng verbunden.

1978 lernte ich die SF-Autorin Marianne Sydow kennen. Hier bewahrheiteten sich zwei Sprichwörter: "Gleich und gleich gesellt sich gern" und "Gegensätze ziehen sich an". Das gleich und gleich bezieht sich natürlich auf die SF, aber auch auf Kernfragen, wie die Einstellung zur Religion, zur Politik, zum Umweltschutz und ähnliches. Außerdem hatten wir beide eine gescheiterte Ehe mit einem nichtlesenden Partner hinter uns. Gegensätzlich waren wir in der Hinsicht: Marianne schrieb, ich sammelte. Marianne war frei-berufliche Schriftstellerin, ich wohlbestallter Beamter. Kurz und gut, die Voraussetzungen für eine Ehe waren hervorragend. So haben wir 1980 geheiratet.

Obwohl ich 1979 ein Haus im Berliner Bezirk Waidmannslust gekauft hatte, fühlten wir uns dort immer beengt. Doch erst 1999, nachdem die Eltern von uns beiden verstorben waren, nachdem unser Kater von einem unserer wohlmeinenden Nachbarn so zusammengetreten worden war, daß wir ihn einschläfern lassen mußten, nachdem ich als Früh-Pensionär nicht mehr an Berlin gebunden war, waren wir in der Lage, den Mobbing-Attacken unserer lieben Nachbarn zu entgehen und aus Berlin abzuhauen.

Wir kauften uns im Fläming einen über 100 Jahre alten ehe--maligen Gasthof, der zu DDR-Zeiten zum Verwaltungsgebäude einer LPG umgebaut worden war. Das Haus mit seinen 327 qm Wohnfläche, darunter einem 100 qm großen ehemaligen Tanzsaal,
sowie Nebengebäuden und Garagen befindet sich auf einem 2580
qm großen Grundstück. Obwohl sich hinter dem Haus eine Wiese befindet, in der die Buckau sich dahinschlängelt, haben wir in unserem erhöht gebauten Haus weder Waldbrände noch Hochwasser, weder abschmelzende Polkappen noch Erdbeben, weder Lawinen noch Murenabgänge oder andere Natur-r-katastrophen zu befürchten. Kurz, es handelt sich aus der Sicht eines Sammlers um ein relativ sicheres Gebäude.

Dieses Haus haben wir Villa Galactica genannt. Denn hier haben die rund 130 000 Stücke unserer gemeinsamen Sammlung utopisch-phantastischer Publikationen in deutscher Sprache end-lich ein adäquates Domizil gefunden.

Gegenwärtig stelle ich die Sammlung grobsortiert auf, in den langen, dunklen Wintermonaten werde ich mich damit beschäftigen, die Feinsortierung des Bestandes vorzunehmen. Dann werden im Mai 2004 die Früchte von 50 Jahren intensiver Sammeltätigkeit übersichtlich und einreihig in 4 Räumen auf einer Grundfläche von rund 150 qm aufgebaut sein.

Die Sammlung umfaßt Bücher, Leihbücher, Taschenbücher, Comics, Zeitschriften, Fanzines, Sammelbilderalben, Film-i--programme, Werberatschläge und Videomitschnitte in deutscher Sprache. Dabei bemühen wir uns, den Zeitraum von 1871 bis 1990 komplett zu erfassen. Wobei wir diesem Ziel schon recht nahe gekommen sind, denn die Sammlung ist zu über 90 % vollständig. Daneben haben wir natürlich noch zahlreiche Belege an Filmplakaten, Tonkassetten, Schallplatten, CDs, Spielzeug und vieles andere.

Im Laufe dieser vielen Jahrzehnte habe ich natürlich ungewollt auch Doubletten gekauft, teils weil ich Sachen versehentlich doppelt gekauft habe, teils weil ich den Zustand der vorhandenen Exemplare verbessern wollte. Nachdem ich vor 16 Jahren zum letzten Mal eine Verkaufsliste an Sammlerkollegen versandt habe, werde ich vermutlich im Frühjahr 2004 endlich eine aktuelle Doublettenliste für Sammlerkollegen erstellen. Interessenten sollten mir ihre Adresse mitteilen.

Obwohl ich mich selbst als lesenden Sammler bezeichnen würde, bin ich seit meinem Eintritt in den Science Fiction Club Berlin im Jahre 1962 selbstverständlich auch ein aktiver SF- und Comic-Fan.
So habe ich seit 1962 an zahlreichen Fanzines mitgearbeitet, angefangen bei dem Berliner Club-Zine "Guul". Später habe ich "Andromeda Nachrichten", das Nachrichten-Magazin des SFCD, gegründet und die ersten Ausgaben komplett selbst gestaltet.
Heute gebe ich noch immer das BÄRZIN heraus, wobei der Untertitel "Science-Fiction, Utopie und Phantastik in Berlin-Brandenburg" den Inhalt nur unvollständig wiedergibt. Denn neben Hinweisen auf das Clubleben und andere Aktivitäten in Berlin, drucke ich als Sammler ständig uralte Artikel und Kurzgeschichten aus meinem Fundus ab, die ich mit Hilfe meiner umfassenden Sammlung reich illustriere.

Obwohl das "BÄRZIN" das gemeinsame Clubfanzine der beiden Berliner Vereine "SFCB" und "Andymon" ist, können auch Sammler von außerhalb der Vereine das "BÄRZIN" abonnieren.

(©) Heinz-Jürgen Ehrig 2003

 

Nachtrag von Ralph Ehrig:

Das BÄRZIN wurde mit dem Tode von Heinz-Jürgen Ehrig am 17. Oktober 2003 eingestellt.

Inzwischen ist das Kernstück der Sammlung, die große Bibliothek mit der erzählenden Literatur, sortiert und aufgestellt.

Seit dem 25.8.2007 erscheint der Bestandskatalog der Sammlung Ehrig in Form von Heften mit je 64 Seiten. Jedem Heft liegt eine CD bei, auf der sich Bilder aller jeweils aufgeführten Objekte finden, eingescannt mit 150 dpi - alle Cover, die Buchrücken, die informativen Rückseiten der Taschenbücher usw.